Cannabis-Legalisierung kann Konsum unter Jugendlichen erhöhen!

 Der Vorsitzende der WerteUnion in Niedersachsen, Hausarzt und Suchtmediziner Dr. Steffen Grüner, äußert erhebliche Bedenken hinsichtlich der jüngst beschlossenen Cannabis-Legalisierung in Deutschland. Insbesondere die Auswirkungen auf Schulen und Jugendliche sieht er kritisch.

Ärztekammern lehnen Legalisierung ab

Die meisten Ärztekammern lehnen die vom Bundestag beschlossene Legalisierung von Cannabis ab. „Aus medizinischer Sicht ist völlig klar, dass Cannabis-Konsum insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen negative Folgen für Gedächtnis- und Lernleistungen hat“, so Dr. Grüner. Er kritisiert, dass der Gesetzgeber keine strengeren Vorschriften vorsieht, um den Zugang zu Cannabis für junge Menschen zu erschweren. „Es ist fatal, in erster Linie auf eine digitale Aufklärungsplattform zu setzen und die lokale Präventionsarbeit zu schwächen. Das ist zu wenig, um Jugendliche und junge Erwachsene wirklich zu erreichen“, warnt Grüner. „Es ist ein frommer Wunsch, dass eine Legalisierung von Cannabis zu weniger Konsum und größerem Risikobewusstsein bei Jugendlichen führt.“

 

Dr. Grüner weist darauf hin, dass das Gesundheitssystem bereits stark durch die Folgen des Konsums von Alkohol und Nikotin belastet wird. „Auch daher sehen wir keinen Grund, eine weitere gesundheitsschädliche Substanz zu legalisieren“, betont er.

Probleme der Abstandsregelungen im Schulumfeld

Dr. Grüner zeigt sich besonders besorgt über die Regelung, die den Cannabis-Konsum in einem Radius von 100 Metern um Schulen, Kitas und Spielplätze verbietet: „Die Durchsetzung dieser Regelung wird im schulischen Alltag nahezu unmöglich sein. Polizei und Behörden werden Schwierigkeiten haben, die Einhaltung dieser Abstände zu überprüfen, was zu einer de facto Nichtdurchsetzbarkeit führen könnte“, erklärt er weiter. Diese Meinung teilen auch viele Schulleiter, die ebenfalls Zweifel an der praktischen Umsetzung dieser Regelung haben.

Langfristige Auswirkungen auf Jugendliche und Schulen

Als Suchtmediziner sieht Dr. Grüner die langfristigen Auswirkungen der Legalisierung auf Jugendliche besonders kritisch. „Die Verfügbarkeit von Cannabis könnte zu einem Anstieg des Konsums unter Jugendlichen führen, was ihre schulische Leistung und ihre gesundheitliche Entwicklung negativ beeinflussen könnte“, warnt er. Studien aus anderen Ländern, in denen Cannabis legalisiert wurde, geben kein abschließendes Bild über die Folgen, die die Legalisierung für Kinder und Jugendliche hat. Erfahrungen zeigen jedoch, dass Jugendliche in diesen Ländern oft leichter Zugang zu Cannabis haben. Und kanadische Forscher fanden heraus, dass sich in der Provinz Ontario seit der Legalisierung die Notaufnahme-Einlieferungen von Kindern unter zehn Jahren mit Cannabisvergiftung verneunfacht haben. Vor allem Cannabis-Produkte in essbarer Form wie Kekse oder Gummibärchen sollen diese Erhöhung verursacht haben.

Bedenken zur Amnestie- und Abstandsregelung

Dr. Sylvia Kaufhold, Juristin und Vorstandsmitglied der WerteUnion, schließt sich der Kritik aus rechtspolitischer Sicht an. So bezeichnete u.a. der Vorsitzende des Bunds Deutscher Kriminalbeamter (BDK), Dirk Peglow, das Gesetz als „Regelungsmonster“, das in der Praxis kaum umsetzbar sei. Dr. Kaufhold verweist zudem auf die Kritik des Richterbundes, der vor einer erheblichen Mehrbelastung der Justiz durch die Amnestieregelung warnt. „Über 100.000 Fälle müssen aufgrund der rückwirkenden Straffreiheit noch einmal individuell überprüft werden. Dies werden die ohnehin überlasteten Verfolgungs- und Vollstreckungsbehörden kurzfristig kaum bewältigen können“, so Dr. Kaufhold weiter. Eine zweifelhafte Entlastung erfahre die Justiz allerdings durch die weitgehende Straffreiheit des Besitzes von Cannabis und dadurch, dass der Sanktionsrahmen auch für die Herstellung, die Einfuhr und den Handel ab einer bestimmten Menge deutlich herabgesetzt wurde. Dies aber sei aktuell „ein gesellschaftlich völlig falsches Signal“.

Gesundheitliche Risiken und Präventionsbedarf

Dr. Grüner betont die besonderen Risiken für Jugendliche, deren Gehirn bis zum Alter von 25 Jahren noch in der Reifephase ist. Regelmäßiger Cannabis-Konsum kann strukturelle und funktionelle Veränderungen im Gehirn verursachen, die die Aufmerksamkeit, Denkleistung, Intelligenz und soziale Kompetenz beeinträchtigen können.

Ein Teil des Gesetzespakets sieht daher ein Präventions- und Aufklärungsprogramm vor, das vor den Risiken des Konsums warnen soll. „Es ist wichtig, dass diese Programme effektiv und umfassend umgesetzt werden, um die Jugendlichen zu schützen“, fordert Dr. Grüner. „Dennoch bleibt die Frage, ob die Legalisierung trotz dieser Maßnahmen zu einem Anstieg des Konsums unter Jugendlichen führen wird.“

Forderung nach Prioritätensetzung

Dr. Grüner kritisiert, dass die Politik ihre Prioritäten falsch setzt. „Im letzten Jahr hatten wir in den Erkältungsmonaten einen Mangel an Kinderfiebersäften und Antibiotika. Die Krankenhausstrukturreform wird ein weiteres Kliniksterben fördern, die ambulante Versorgung ist weiterhin unterfinanziert. Sollte man sich nicht eher darum kümmern?“ Diese Kritik richtet sich an die Bundesregierung, die sich stärker auf die Lösung akuter Versorgungsprobleme im Gesundheitswesen konzentrieren sollte.

Ulrike Stockmann 
PRESSESPRECHERIN 

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